Ohne Druck: Warum ich nicht mehr plane

Wie ich aufgehört habe eine “klassische” Jahresplanung zu machen – und trotzdem vorankomme

Am Jahresende passiert es immer wieder: Überall siehst du Menschen, die ihre Ziele planen, Umsatztabellen erstellen und sich ein „Wort des Jahres“ aussuchen. Es wirkt, als gäbe es einen unausgesprochenen Wettkampf, wer am besten vorbereitet ins neue Jahr startet. Klar, ich habe das früher auch gemacht. Ich liebe Pläne.

Es gibt kaum etwas, das mich mehr begeistert hat als dieser Moment, wenn vor meinen Augen eine Idee entsteht. Wenn ich mir überlegt habe, was ich alles machen könnte, was ich anbieten möchte, wie ich arbeiten will. Ich war immer total euphorisch, weil ich dachte: „Wow, das wird mein Jahr!“

Aber dann kamen die Zahlen.

Warum mich 200 Leads schon überfordert haben

Ich habe angefangen zu rechnen: Wie viel Umsatz müsste ich machen? Und dann natürlich der Gedanke: „Denk groß! Sei ambitioniert!“ Also habe ich meine Ziele mal zwei oder drei genommen, weil das ja angeblich die richtige Einstellung ist. Und plötzlich stand ich vor Summen, die sich auf dem Papier großartig angefühlt haben – aber in der Realität waren sie riesig.

Dann kam die nächste Rechnung: Wie viele Menschen müsste ich monatlich erreichen, um diese Summen überhaupt möglich zu machen? Selbst bei den niedrigsten Zielen waren es 200 neue Kontakte im Monat. Das klingt nach einer überschaubaren Zahl, oder? Für mich war es das nicht. Ich wusste: Selbst wenn ich Gastauftritte mache, Blogartikel schreibe oder Instagram-Posts veröffentliche, komme ich nie im Leben auf diese Zahlen – und das jeden Monat aufs Neue.

Und genau da lag der Punkt: Ich wusste, ich komme nicht dahin, weil ich das Marketing, das nötig gewesen wäre, nie wirklich gemacht habe. Nicht, weil ich faul bin. Sondern weil ich einfach keinen Zugang dazu hatte. Gastauftritte nur, um an ein anderes Publikum zu kommen? Instagram, um Reichweite aufzubauen? Es hat sich für mich immer kalkuliert und künstlich angefühlt. Und genau deshalb hat es nicht funktioniert.

Der Moment, in dem ich gesagt habe: Schluss damit

Irgendwann habe ich mir gesagt: „Ich mache das nicht mehr.“ Es hat mich nicht weitergebracht, sondern nur frustriert. Und ich dachte mir: „Ich muss einen anderen Weg finden.“

Das war der Moment, in dem ich angefangen habe, meiner Freude zu folgen. Einfach nur, um zu machen, was sich für mich gut anfühlt. Ohne den Anspruch, dass es perfekt sein muss. Ein Beispiel? Mein Blog. Ich habe einfach angefangen, über meine Erfahrungen zu schreiben. Ohne Ziel, ohne Plan. Ich wollte nur meine Gedanken teilen. Und plötzlich hatte ich nicht nur einen oder zwei Artikel fertig, sondern eine ganze Serie. So viele, dass ich sie bis Ende des Jahres vorausplanen konnte. Und weißt du was? Es hat sich leicht angefühlt.

Wie ich gelernt habe, meinem Gefühl zu vertrauen

Ich habe festgestellt: Wir Selbstständigen haben ein Gespür dafür, was als Nächstes dran ist. Das ist kein Larifari, das ist ein natürlicher Prozess. Zum Beispiel der Blog. Es war einfach der richtige Moment dafür, die Artikel sind nur so geflutscht. Und jetzt, wo das steht, merke ich, dass der Podcast wieder mehr Raum bekommt. Und auch meine Community auf Substack drängt sich jetzt wieder in den Vordergrund – ein Projekt, das mir wirklich am Herzen liegt. Es fühlt sich an, als würde jedes Projekt seinen Platz finden, wenn ich meinem Gefühl folge.

Das heißt nicht, dass ich mich zurücklehne und gar nichts tue. Ich bin aktiv, aber ich lasse mich von dem leiten, was sich gerade richtig anfühlt. Und weißt du, was das Beste daran ist? Es funktioniert.

Meine persönlichen Tipps für einen leichteren Weg

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie das funktionieren soll. Wie du ohne große Pläne starten kannst, ohne dich verloren zu fühlen. Hier sind meine persönlichen Tipps, die mir geholfen haben:

  1. Sieh dein Herzensprojekt als Side-Projekt
    Wenn du finanzielle Verpflichtungen hast, muss dein Freiheitsprojekt nicht sofort Geld verdienen. Es kann ein Raum sein, in dem du dich selbst wiederfindest. Dein bisheriges Einkommen kann aus deinem aktuellen Job, deiner Teilzeitstelle oder deinem bisherigen Business kommen. Aber dieses Herzensprojekt darf erst mal nur für dich sein.

  2. Nimm den Zeitdruck raus
    Jedes Mal, wenn ich merke, dass Panik hochkommt, erinnere ich mich daran: Ich kann nichts erzwingen. Es braucht Zeit. Und das ist okay. Tief durchatmen, den Moment annehmen – das hilft mir, den Druck rauszunehmen.

  3. Folge deiner Freude
    Was fühlt sich gerade richtig an? Ein Blogartikel? Ein Gedanke, den du in der Community teilst? Oder einfach eine Pause? Du musst nicht alles auf einmal machen. Fang da an, wo du Lust hast.

  4. Vertraue darauf, dass sich Dinge entwickeln dürfen
    Der nächste Schritt zeigt sich, während du gehst. Du kannst nicht alles planen – und das ist gut so. Manchmal entstehen die besten Dinge, wenn du dir erlaubst, einfach zu machen, ohne alles vorher zu wissen.

  5. Strategie darf später kommen
    Das heißt nicht, dass du nie strategisch denken darfst. Wenn du etwas mit Freude geschaffen hast, kannst du immer noch überlegen, wie du es weitertragen möchtest. Ob du aus einem Blogartikel einen Podcast machst, einen Instagram-Post oder einen Newsletter. Aber der erste Impuls kommt aus deinem Gefühl, nicht aus einer Liste.

Für wen dieser Weg nichts ist

Ich sage dir aber auch ehrlich: Wenn dein Hauptziel ist, möglichst schnell Geld zu verdienen, ist dieser Weg nichts für dich. Es braucht Geduld und Vertrauen. Aber wenn du spürst, dass du etwas anderes suchst – mehr Freiheit, mehr Leichtigkeit – dann könnte dieser Weg genau richtig sein.

Fazit: Dein Jahr, dein Weg

Du musst nicht alles wissen. Du musst keinen perfekten Plan haben. Es reicht, wenn du deinem Gefühl vertraust und den ersten kleinen Schritt machst. Das Jahr kommt so oder so – und vielleicht darf es leichter sein, als du denkst.

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